Newsletter Juni '24

IG "Rehktizrettung mit Drohnen im Knonaueramt und Zug"

Trotz schwierigen Bedingungen – eine Erfolgreiche Saison

Durch das instabile Wetter mussten wir zwar 30 Rehkitze weniger retten, aber mit 635 ha abgeflogener Fläche haben wir fast die gleiche Leistung wie im Jahr 2023 erreicht. Unsere neue Technik hat sich dabei vollumfänglich bewährt, und die erhöhte Leistungsfähigkeit der Wärmebildkamera sowie die längeren Flugzeiten der Drohnen wurden sehr geschätzt.

Die Saison hat früh und vielversprechend gestartet

Kaum war der milde Winter vorbei, begannen die ersten Mähaktivitäten. Ende April, eine Woche früher als sonst, wurden wir für die ersten Flüge aufgeboten.

Die moderaten Temperaturen haben die Setzzeiten der Rehgeißen jedoch nicht wirklich beeinflusst, und so hatten wir in dieser Woche mehr runde Geißen (mit dickem Bauch) oder Gruppen von Rehen (noch nicht bereit zum Setzen) vor der Kamera.

In dieser frühen Phase Ende April konnten wir jedoch 56 Felder für die Bauern zum Mähen freigeben und ihnen dabei ein sicheres Gefühl vermitteln. Wir danken dennoch allen Bauern, die ihre Felder gemeldet haben.

Rehkitz gerettet 2024 in Sins - Es wartet, bis es freigelassen wird

Das neue Material hat alle Erwartungen übertroffen

Im letzten Herbst haben wir uns Komplet neu ausgerüstet. Die neuen Drohnen mit verbesserter Kamera und Flugleistung haben sich im Einsatz bewährt und unsere Erwartungen sogar übertroffen. 

Das nasse Wetter hat aber gezeigt, dass wir auch mit den neuen Wärmebildkameraleistung besser nicht höher fliegen denn die Rehkitze sind unter hohem, nassem Grass sehr schwierig zu erkennen. Da ist für uns die Sicherheit der Absuche wichtiger als eine schnellere Absuche.

Auch der neue Koffer "Kitzkit'24", den wir selbst gebaut haben war sehr stabil im Einsatz. Es war sehr praktisch alle nötigen Geräte innerhalb von 3 Stunden laden zu können und mit einem Griff für den Einsatz bereit zu haben.

Wir danken allen Unterstützern, die geholfen haben, uns diese technische Verbesserung zu realisieren. Ein Kollege aus der Rehkitzrettung sagte: " Es gibt zurzeit nichts Besseres aus dem Markt zu kaufen!" - Chris & Thomy nehmen das Kompliment gerne entgegen.

Einsatzkoffer "KitzKit'24"

Über 6 Wochen kein Stabiles Wetter - und keine Rettungsflüge

Niemand konnte sich vorstellen, dass es im Mai und Juni fast keine Periode gab, in der das Gras gemäht und getrocknet werden konnte. Das Wetter war für die Bauern äußerst mühsam, und eine Planung war praktisch unmöglich.

Folglich konnten bis Mitte Juni praktisch keine Flüge gemacht werden. Man könnte meinen, dass dies für die Rehkitze ideal ist, da sie in Ruhe gelassen werden. Dies ist aber leider falsch, denn diese kleinen Geschöpfe mögen es weder nass noch kalt und können sich bei diesem Wetter tödlich erkälten.

Alternativ setzen die Geissen die Kitze darum im Wald ab. Wenn das Gras dann so lange steht, leidet leider auch die Qualität, und der Druck, den Schnitt kurzfristig zu machen, steigt. Als es dann aber warm wurde, zogen sie alle in die etwas wärmeren Wiesen, genau zu dem Zeitpunkt, als die Bauern mit der Mahd begannen.

Vielfach war das Wetter zum Mähen und zum Fliegen suboptimal - die Rehkitze mögen diese Wetter auch

Flugeinschränkungen Bürgenstock im schlechtesten Moment

Genau zu diesem Zeitpunkt wurden leider Teile unseres Einsatzgebietes für den Drohnenflug gesperrt. Der Grund: die "Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock" vom 15. bis 17. Juni 2024. In einem Umkreis von 28 km um den Veranstaltungsort durften keine Rettungsflüge stattfinden. Betroffen waren der gesamte Kanton Zug sowie Teile von Luzern, Ob-/Nidwalden, dem oberen Freiamt und dem Knonaueramt.

Wir haben die Einschränkungen allen Jägern kommuniziert, damit sie in diesen Tagen die klassischen Verblendungsmethoden anwenden konnten. Wo es noch möglich war, sind wir selbstverständlich geflogen.

Zufällig fand die Konferenz genau am 15. Juni statt, dem Tag, an dem die Ausgleichsflächen zum Mähen freigegeben werden – und dann kam auch noch das schöne Wetter!

Ein Jäger meinte: "Nach dem Verblenden der vielen Felder wissen wir wieder, wie viel einfacher es mit den Drohnen ist!"


Flugeinschränkungen Aufgrund der Friedenskonferenz in ORANGE

Neue Flugvereinbarung mit Flugplatz Hausen a.A. (LSZN) 

2023 hatten wir 90 Flüge in der Nachtflugzone des Flugplatzes Hausen am Albis (LSZN) durchgeführt. Diese mussten alle vor sechs Uhr morgens beendet sein. Das bedeutet, dass die Zeit bis zum Mähen unter Umständen sehr lang ist, denn ein Rehkitz muss alle drei Stunden gesäugt werden.

Auch der erhöhte Bedarf an Flügen in den betroffenen Jagdgebieten Kappel am Albis, Mettmenstetten und Hausen am Albis bewog uns dazu, die Flugvereinbarung mit dem Flugplatz neu zu verhandeln.

Wir möchten uns hier ganz herzlich für die super Kooperation bedanken, denn nun können wir in einer Kernzone viele Flüge bis neu 8 Uhr durchführen, was unsere Flexibilität erhöht und die Zeit zwischen dem Fund und der Mahd verkürzt. Etwas mehr als die Hälfte der Flüge in der Nachtflugzone konnte vom erweiterten Zeitfenster profitieren.

Die Rehkitzsuche geht früh los - für diese Aufgabe stehen wir gerne früh auf

Weniger Kitzrettungen, aber trotzdem viele Feldfreigaben und ein Hirschkalb

Trotz des nassen Wetters konnten wir nicht so viele Felder für die Mahd freigeben wie im letzten Jahr (2023: 299 Felder, 2024: 241 Felder). Wir haben viele Tiere gesehen: Füchse, Marder, Mäuse, Katzen und auch viele Rehe, aber tendenziell weniger Rehkitze (2023: 53, 2024: 30).

Ein positiver Effekt ist, dass wir nicht in den Wildtierzyklus eingreifen mussten. Wir hoffen jedoch, dass durch die Sperrzeiten weniger Rehkitze vermäht wurden. Leider gibt es hier keine Meldepflicht, daher ist die Dunkelziffer schwer einzuschätzen.

Ein Highlight war sicher das Hirschkalb, das wir in Stallikon retten konnten. Die Hirschkuh wurde bereits vom Jäger beobachtet, und es war ein besonderer Moment, hier zum Einsatz zu kommen.

Hirschkalb von 5. Juni'23 in Stallikon - ziemlich gross!

Das Glück und das Engagement fliegen mit

Ein unerwarteter Anruf führte uns zu einem spontanen Einsatz. Am Morgen wurden Kitze in der Nähe des zu prüfenden Feldes gesichtet. Bei unserer Ankunft in Tüfenbach (Hausen) liefen bereits Mähaktivitäten auf Hochtouren. Mit unserer Drohne überflogen wir die Baumreihe und entdeckten zwei Kitze in einem dahinterliegenden Feld. Ein Traktor fuhr direkt auf das Kitz zu, um das letzte Stück des Feldes zu mähen.

Uns schlug das Herz bis zum Hals, als wir sahen, wie sich der Traktor den Kitzen unaufhaltsam näherte. In diesem Augenblick schien die Zeit stillzustehen – wir konnten kaum hinsehen. Doch dann geschah das Wunder: Der Traktor verfehlte das Kitz knapp. Eine Welle der Erleichterung durchströmte uns. Doch die Gefahr war noch nicht vorüber.

Jetzt musste schnell gehandelt werden, denn die Kitze befanden sich in der nächsten Fahrspur und wir standen 300 Meter entfernt. Unsere einzige Chance bestand darin, die Drohne über den Kitzen zu positionieren und darauf zu hoffen, dass der Traktorfahrer die Drohne bemerkt. Die Spannung war unerträglich! Doch der Traktor hielt an, und wir konnten das Kitz sicher bergen.

Nur zwei Minuten später war das Feld komplett gemäht, und die Kitze wurden wieder freigelassen. Schließlich konnten wir noch das Feld überfliegen, das den Einsatz ausgelöst hatte – dort waren keine Kitze zu finden.

Ein erfolgreicher Einsatz, der zeigt, wie wichtig und effektiv schnelle Reaktionen und moderne Technik in der Rettung von Wildtieren sein können.

Rehkitze gerettet 2024 in Hausen a.A. - Kurz vor dem Mäher

Bericht im Sonntagsblick vom 16. Juni 2024

Am Mittwoch, den 12. Juni, haben uns Katja und Siggi vom Sonntagsblick auf einer Mission begleitet. Der Bericht sollte Mitte Mai erscheinen. Nach drei Umplanungen hat es schließlich geklappt, und Katja und Siggi waren emotional von den Erlebnissen und den dunklen Augen der Rehkitze bewegt. Siggi hat dabei ein paar wunderbare Bilder gemacht, und Katja hat das Ganze in eine schöne und packende Geschichte verpackt.

Hier sind die Links zu den Berichten und dem Kurzfilm, den die BlickTV-Redaktion basierend auf unseren Bildern erstellt hat.

 [1] Rehkitzrettung mit Hightech und Herz "Oft bleibt es unbemerkt, wenn ein so kleines Wesen überrollt wird"

[2] Bio Bauer Andrin Hunkeler: "Niemand will ein Reh leiden sehen"

[3] BlickTV: Rehkitzrettung mit Hightech und Herz 

Danke für die gute Zusammenarbeit!

Das Team ist voll konzentriert - tolle Bilder von Siggi Bucher

Unser Team und neue Gebiete!

Mit Lars und Marina Freimann sowie Sarina Blunier haben wir zusätzliche Piloten in unserem Gebiet aktiv. Herzliche Gratulation zu eurer bestandenen Prüfung bei der Rehkitzrettung Schweiz. Lars und Marina haben sich von Anfang an um unser neues Jagdgebiet Stallikon II gekümmert, ein Gebiet, das nicht einfach zu fliegen ist. Sie konnten aber auch einige Einsätze in ihrem Heimat-Jagdgebiet Mettmenstetten durchführen. Super gemacht!

Während der Saison kamen außerdem die Jagdgebiete Oberrüti und Dietwil zu unserem Kerngebiet hinzu.

Wir freuen uns auf die gute Zusammenarbeit und hoffen, auch für euch gute Dienste leisten zu können.

Euer Drohnenrehkitzrettungsteam - voll motiviert einen guten Dienst zu leisten!

Melden mit den Bauern 

Wahrscheinlich war es vor allem das unstete Wetter, das zu späteren Meldungen der Felder von Bauern und Jägern geführt hat. Es war echt schwierig!

Für uns ist es aber ebenso wichtig, dass wir alle Flüge sauber vorbereiten, gut einteilen und die Flugpläne rechtzeitig verteilen können, bevor wir möglicherweise um vier Uhr morgens die Drohnen starten.

Wir bitten darum, dass alle Felder bis 18:00 Uhr gemeldet werden. Im Zweifelsfall fliegen wir ein Feld auch ein zweites Mal, denn wir verstehen, dass das Wetter oder andere Umstände zu einer Umplanung des Tagesprogramms führen können.

Bei Bedarf und Verfügbarkeit eines Piloten können wir im Juni auch Flüge am frühen Abend einplanen. Dies kann helfen, die Zeit zwischen dem Drohnenflug und dem Mähen zu reduzieren.

Bauer beim Mähen - die Rehkitzrettung startet mit der Meldung des Bauern!

Für deine Spende sind wir weiterhin dankbar 

Ohne Sponsoren geht es nicht. Allein im Jahr 2023 haben wir insgesamt 27'000 CHF für die Erneuerung unserer Ausrüstung investiert. Um dies zu realisieren, konnten wir auf die Unterstützung von Privatpersonen, Firmen und teilweise auch von Gemeinden zählen. 

Falls du von unserem Engagement überzeugt bist, sind wir für deine Unterstützung weiterhin dankbar. Nur so können wir uns stetig weiterentwickeln und auch im nächsten Jahr die kostenlose Rehkitzrettung für die Landwirtschaft sichern.

ehkitze gerettet 2024 in Stallikon - gut dass es Leben kann!

Ihr Pilotenteam

Thomy, Chris, Vesa, Lars, Marina, Marc & Sarina